Maske in Gold – Yukio Mishima neu übersetzt
Zum Jahresende hat die Mori-Ogai-Gedenkstätte mit der Vorstellung der Neuübersetzungen Yukio Mishimas „Geständnisse einer Maske“ (Kamen no kokuhaku) und „Der Tempelbrand“ (Kinkakuji) noch ein weiteres Highlight im Programm. Bei den beiden Werken handelt es sich um die wahrscheinlich bekanntesten Romane Mishimas (wobei ich auf jedem Fall auch „Nach dem Banquet“ (Utage no ato) empfehlen würde).
Yukio Mishima ist einer der bekanntesten Schriftsteller Japans und war eine überaus schillernde Persönlichkeit. Vor allem ist sein missglückter Staatstreich mit seiner eigenen ultra-nationalistischen Splittergruppe mit anschließendem (ebenfalls nicht perfekt verlaufenden) Seppuku bei uns bekannt und überblendet viele weitere Aspekte. Mishima war ein früher Anhänger des Bodybuilding und geschickter Kendo-Kämpfer.
In seiner frühen Karriere wurde er von Japans ersten Literatur-Nobel-Preis-Träger Yasunari Kawabata protegiert. Yukio Mishima war mit der Tochter von Mori Ogai, Mori Mari, befreundet, was bestimmt das Thema für eine eigene Veranstaltung abgeben würde. Er setzte sich viel mit der traditionellen Kultur Japan auseinander und schrieb beispielsweise eigene Noh-Stücke.
Der Tempelbrand
„Der Tempelbrand“ ist an den tatsächlichen, durch einen Mönch gelegten Brand im Jahre 1950 angelehnt. Mishima besuchte den Mönch für seine Recherche im Gefängnis. Der Roman aus dem Jahre 1956 beschreibt vor allem die Innensicht des Brandstifters. In gewissem Sinne ist „Der Tempelbrand“ damit auch eine Art Vorläufer von Truman Capotes „Kaltblütig – In cold blood“ von 1965.
Geständnisse einer Maske
Der Roman gibt die Innenansichten des Protagonisten Kochan wieder, der im kaiserlichen Japan eine Persona aufbaut um mit seiner Homosexualität in der damaligen Gesellschaft zurecht zu kommen. Dabei geht er davon aus, dass alle Anderen ebenfalls hinter einer Maske leben. Aufgrund verschiedener Ähnlichkeiten des Protoganisten zu Mishima selbst, wurde und wird viel über Mishimas sexuelle Orientierung spekuliert und diskutiert.
Die Vorstellung der Neuübersetzungen dürfte sowohl für Leser, die sich neu mit Yukio Mishima auseinandersetzen, als auch für diejenigen, die die Roman bereits kennen, interessant sein, da die letzten Übersetzungen ins Deutsche aus den Sechziger Jahren stammen und man heute Einiges bestimmt anders lesen würde.