Bei unserem Besuch bei Hanabusa kamen wir im Gespräch über die Motive der Tattoos auf Utagawa Kuniyoshis Illustration des Suikoden zu sprechen. Beim Suikoden oder im Chinesischen Shuihu Zhuan handelt es sich um einen der vier großen Klassiker der chinesischen Literatur. In Japan haben diese in etwa den Stellenwert wie bei uns die griechischen Klassiker.
Es ist auch die Vorlage für die japanische Fernsehserie Die Rebellen vom Liang Shan Po aus den Siebziger Jahren. Es gibt zwei deutsche Übersetzungen (1934 und 1968), die man zur Zeit aber nur in der Bücherei oder antiquarisch bekommt.
Das war Anlass genug mir die japanische Fernsehserie aus dem Jahre 1973 noch einmal anzusehen. Sie wurde damals anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens von NipponTV gedreht und wurde weltweit vertrieben.
Die Story
Es geht um eine Gruppe von Rebellen, die im China der Song-Dynastie (10.-13. Jahrhundert) gegen die ungerechte Herrschaft des Kaisers, personifiziert in der Rolle des Gouverneurs Kao Chui, aufbegehrt. Dabei operieren sie aus dem namengebenden unzugänglichen Liang Shan Moor heraus.
Die Serie folgt der Hauptfigur Lin Chung, die aufgrund falscher Anschuldigungen in ein Straflager verbannt werden soll. Auf dem Weg dorthin sammeln sich andere Rebellen um ihn, so dass er zunächst widerstrebend zu ihrem Anführer wird. Jeder der Rebellen hat einen besonderen, eigenen Kampfstil oder eine spezielle Fähigkeit.
Dieses Konzept ist bereits in der literarischen Vorlage vorhanden und immer noch hochmodern wenn man sich die aktuellen Superheldenfilme ansieht. Die in der literarischen Vorlage vorhandenen 108 Rebellen wurden aus dramaturgischen Gründen auf eine überschaubare Anzahl an Figuren verdichtet.
Wie wirkt das heute?
Die Serie kommt manchmal mit einem Humor daher, der gut einem Bud Spencer Film entliehen sein könnte. Diese Art des Humors beeinflusste dann auch die deutsche Synchronisation, die versuchte dann zusätzliche Witze in die Serie einzubauen. Das dürfte dem Geschmack der Entstehungszeit geschuldet sein, fängt heutzutage aber schon nach 5 Minuten an zu nerven. Also besser die japanische Tonspur mit Untertiteln verwenden.
Auch den Kostümen sieht man sofort an, dass die Serie aus den 70er-Jahren stammt. Sie sind eher bunt als historisch korrekt. Eigentlich nicht unähnlich der späteren Italienisch-Französisch-Deutschen Co-Produktion Sandokan.
Dabei wartet Die Rebellen vom Liang Shan Po mit einer komplexen Geschichte auf, die auch viel an historischem Hintergrund vermittelt. Auch hier sollte man auf die deutsche Synchronisation nach Möglichkeit verzichten, da sie eher in die Irre führt, beispielsweise wenn Mongolen mit Hunnen gleich gesetzt werden. Wenn man aber über die erwähnten Punkte hinwegsehen kann wird man mit einer netten Abenteuerserie belohnt.
Die Riege der beteiligten Schauspieler dagegen ist überaus beachtlich. Hier nur einige Beispiele:
Atsuo Nakamura, der die Hauptfigur des Lin Chung verkörpert, spielte viel fürs japanische Fernsehen. Auf der diesjährigen Berlinale kann man ihn auch in Oshimas Die Zeremonie – Gishiki sehen. Später saß er für eine Vorläuferpartei der japanischen Grünen im Oberhaus.
Kei Sato der den großen Antagonisten der Serie, Kao Chiu, spielt, hat in einigen frühen Werken von Nagisa Oshima gespielt, wie beispielsweise Nackte Jugend. Von den aktuell auf der Berlinale laufenden Filmen spielte er sowohl in Die Zeremonie, als auch in Bushido zankoku monogatari mit und auch in Kuroneko, welcher gerade im japanischen Filmprogramm im KØPIkino lief wirkte er mit.
Sanae Tsuchida spielt die weibliche Hauptrolle Hu Sanniang. Wirkte auch ansonsten in vielen Historien-Serien fürs TV mit, trat im Theater auf und war neben unzähligen Tv Produktionen in der TV-Unterhaltung tätig.
Sei Hiraizumi ist immer noch gut dabei, zuletzt in Shin-Godzilla und aktuell mit einer Sprechrolle in Tenki no ko – Weathering with you.
Oh, die Serie habe ich geliebt. Hab sie sogar auf DVD. Das Buch dazu habe ich auch mehrmals gelesen. Schön, mal wieder etwas von ihr zu hören.